Tiroler Tennisverband
Davis Cup

Souveräner Sieg in Irland: ÖTV-Herren zurück in der Weltgruppe I

Alexander Erler und Lucas Miedler machen beim Davis Cup in Limerick mit starkem Doppelauftritt alles klar.
Verfasst von: Manuel Wachta, 04.02.2024
© GEPA pictures / Walter Luger
Alexander Erler (links) und Lucas Miedler (rechts) fixieren den Sieg für Österreich.

Die Pflicht ist erfüllt – und das auf höchst souveräne Art und Weise: Österreichs Herren-Nationalmannschaft hat durch einen klaren Sieg in Irland die angepeilte Rückkehr in die Weltgruppe I geschafft. Nach den Einzelerfolgen für Dominic Thiem und Sebastian Ofner am Samstag fixierten Alexander Erler und Lucas Miedler im Doppel am Sonntag in der UL Sport Arena in Limerick mit einem starken Auftritt den rot-weiß-roten Gesamtsieg in der Play-off-Begegnung. Der Tiroler (ATP-Doppel 37) und der Niederösterreicher (ATP-Doppel 39) bezwangen Conor Gannon (ATP-Doppel -) und David O’Hare (ATP-Doppel -) nach 1:34 Stunden Spielzeit mit 6:1, 7:6 (5) und holten also den entscheidenden dritten Punkt fürs Team von ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer. Das abschließende Einzel bestritt daher Miedler (ATP 1071) gegen Michael Agwi (ATP 935) und sorgte dabei mit 6:3, 3:6 und 10:8 im Match Tiebreak sogar für einen 4:0-Endstand. Das ursprünglich geplante fünfte Spiel zwischen Thiem (ATP 90) und Osgar O’Hoisin (ATP 1015) fand nicht mehr statt. Im Zeitraum 13. bis 15. September spielt Österreich nun in der Weltgruppe I um einen Platz in der in genau einem Jahr steigenden Qualifikationsrunde zu den Davis Cup Finals 2025. Der nächste Gegner wird indes noch eine Weile auf sich warten lassen müssen: Die Auslosung für die Weltgruppe I verzögert sich nach Auskunft der ITF wegen einer verschobenen Begegnung und wird frühestens Mitte März erfolgen.

„Das sind keine Selbstläufer“: Erleichterung in Rot-weiß-rot

Thiem mit einem 7:6 (6), 6:3 über Agwi und Ofner mit einem 6:4, 6:4 über O’Hoisin hatten für das 2:0 nach dem ersten Spieltag gesorgt. Mit der beruhigenden Führung im Rücken spielten Erler/Miedler am zweiten Tag sogleich groß auf – gegen den erst 21 Jahre alten US-Collegetennisspieler Gannon, der es einst zum 256. Platz in der Jugendweltrangliste gebracht hatte, und Irlands 33-jährigen Vizekapitän O’Hare, der mittlerweile als Trainer des britischen Doppel-Weltklassespielers Joe Salisbury tätig ist und 2017 immerhin bis auf Rang 117 im ATP-Doppelranking gekommen war. In der seit Wochen ausverkauften Halle, in der der mitgereiste ÖTV-Davis-Cup-Fanclub die tolle Stimmung noch zusätzlich anheizte, zeigten Erler/Miedler, warum sie Österreichs Doppel-Dreamteam sind: Mit einer guten Aufschlag- und noch besseren Returnleistung zogen die beiden früh auf 4:0 davon und machten mit dem dritten Break den Sack zu. So leicht die Breaks im Eröffnungssatz glückten, so wenig wollten sie im zweiten Durchgang fallen – zumal sich Gannon/O’Hare klar steigerten. Zwar hielten Erler/Miedler weiterhin meist souverän ihre Aufschlagspiele und ließen in der gesamten Partie keine Breakchance gegen sich zu, waren einem Break deutlich näher, doch ihre einzige Möglichkeit fanden sie bei 2:1 vor und blieb ungenützt. So ging es ins Tiebreak, wo O’Hare bei 5:4 für Irland mit einem leichten Volleyfehler und einem Doppelfehler patzte. Erler/Miedler ließen sich daraufhin nicht zweimal bitten und führten die Entscheidung herbei, zur Freude auf der österreichischen Bank.

„Wir sind natürlich erleichtert, dass wir es geschafft haben, happy über diesen Sieg und dass alles nach dem dritten Match entschieden ist“, erklärte Erler. „Es war keine leichte Partie, vor allem im zweiten Satz und mit der Stimmung in der Halle. Aber wir haben das solide zu Ende gespielt. Im ersten Satz waren wir von Beginn weg dominant, haben sehr aggressiv gespielt – und sie haben eigentlich gar nicht gewusst, was sie machen sollen. Im zweiten Satz haben sie ein bisschen besser serviert und anders gespielt. Im Tiebreak war’s doch ein bisschen brenzlig, aber das Glück war auf unserer Seite. Es war trotzdem ein verdienter Zweisatz-Sieg.“ Miedler zeigte sich genauso erleichtert: „Es fällt natürlich auch ein gewisser Druck ab, weil man es einfach so rasch und klar wie möglich beenden will. Man hat gesehen, dass es auch schnell mal eng werden kann – wie etwa bei uns im zweiten Satz oder gestern bei Dominic im ersten Satz. Also das sind keine Selbstläufer.“ Der 27-Jährige erlebte ebenso einen „richtig guten Start. Wir waren stets vorneweg. Am Ende hatten wir ein bisschen Glück, den zweiten Satz nicht zu verlieren, aber wir haben auch eine gute Leistung geliefert und können happy sein, dass wir die Aufgabe so gelöst haben.“

Miedler feierte dann noch sein Davis-Cup-Einzeldebüt. „Es war natürlich geil. Ich glaube, ich habe von der Truppe einfach noch am meisten Bock gehabt, einzulaufen“, lächelte er nach dem finalen Sieg, der ihm nach 3:8-Rückstand im Match Tiebreak durch ein starkes Finish mit sieben Punkten am Stück gelang. „Ich spiele noch gern Einzel und nütze gern jede Chance dazu. Mit unserer Bank im Rücken hat es auch irrsinnig viel Spaß gemacht, die Stimmung war unfassbar. Dass ich’s dann noch gedreht habe, war unglaublich.“ Und da die ÖTV-Herren so viel Spaß hatten, ließ sich auch noch Ex-ATP-Spitzenspieler Melzer zu einem Mini-„Comeback“ hinreißen und spielte fürs Publikum zwei nicht mehr zählende Sätze gegen O’Hoisin. Der diese dann allerdings so ernst nahm, dass er dem längst nicht mehr professionell trainierenden 42-Jährigen beim 6:0, 6:1 nur ein Game ließ.

„Ein super Tennisfest“ mit dem perfekten Ausgang

Auch Kapitän Melzer war „natürlich erleichtert“, dass mit dem Punkt zum 3:0 wie erhofft schon die Entscheidung gefallen war, „wir haben bis dahin keinen Satz verloren und sind souverän geblieben. Das ist genau der Grund gewesen, wofür wir hierhergekommen sind. Wir haben als Team diese Woche super funktioniert. Da kann man als Kapitän sehr, sehr zufrieden sein.“ Sehr angetan war der Routinier zudem vom Start von Erler/Miedler: „Sie haben richtig gut angefangen, denen eigentlich komplett die Schneid abgekauft und den ersten Satz mehr als nur verdient gewonnen. Das Problem war, dass sie am Anfang des zweiten Satzes nicht gebreakt haben, danach sind die anderen ein wenig reingekommen und war es natürlich eng. Aber man hat trotzdem gesehen, dass sie die Besseren sind.“ Der siegreiche Singleauftritt Miedlers war letztlich noch das I-Tüpfelchen zu einer durch die Bank erfreulichen Woche: „Für Lucas freut’s mich natürlich, dass er sein Einzeldebüt gewonnen hat. Oft sind solche ‚Dead Rubber’ ja eher schwierig zu spielen, heute war das aber cool, weil die Leute in der Halle geblieben sind und ein richtiges Match entstanden ist und wir da eine echte Gaude gehabt haben. Dass er das 3:8 im Match Tiebreak noch aufgeholt hat, war richtig, richtig cool – auch damit muss ich zufrieden sein.“ Der Rolle als hoher Favorit ist man auf der Insel somit voll und ganz gerecht geworden.

ÖTV-Vizepräsident und Ex-Davis-Cup-Spieler Georg Blumauer hatte sich, wie auch ÖTV-Geschäftsführer Wirtschaft Thomas Schweda, unters Publikum in der Halle gemischt – und stimmte ins hocherfreuliche Resümee ein: „Es war ein super Tennisfest. Die irischen Fans waren total enthusiastisch. Die Halle war gesteckt voll und es war punkto Fairness und Sportbegeisterung vorbildlich. Alle in den Länderkampf Involvierten hier waren auch dankbar, dass wir mit so einem guten Team gekommen sind. Von unserem Team war es eine super Mannschaftsleistung. Im Doppel war heute ein Klassenunterschied merkbar, auch wenn die Iren im zweiten Satz dann besser reingekommen sind. Bei Dominic war es gestern streckenweise durchwachsen, unter dem Strich hat er seine Aufgabe aber auch gut gelöst. Sebastian ist souverän aufgetreten, hat vor allem wahnsinnig solide serviert, da hat man nie das Gefühl gehabt, dass da etwas anbrennen könnte“, meinte Blumauer, der sich auch bei der österreichischen Fangruppe, die mitgereist war, herzlich bedankte: „Die war wirklich geil, extrem witzig und hat die ganze Halle unterhalten.“ Zufriedenheit herrschte auch bei Schweda: „Gratulation an Jürgen Melzer und das gesamte Team. Ich bin sehr stolz auf unsere Mannschaft. Jetzt schauen wir, wen wir als Nächstes zugelost bekommen.“ Sehr erfreut war Schweda zudem über die Einschaltquoten auf ÖTV TV, wo der gesamte Länderkampf diesmal ausschließlich live übertragen worden war: „Die über 50.000 Aufrufe allein am Samstag und mehr als 80.000 insgesamt bestätigen uns auch darin, dass wir mit unserer Streaming-Plattform auf dem richtigen Weg sind.“

Mit tollem Teamspirit an die nächsten Aufgaben

Am Montag trennen sich die Wege der heimischen Asse erst einmal, das heimische Team reist ohne die Spieler zurück nach Österreich. Denn für Ofner geht’s sogleich weiter zum ATP-250-Turnier in Córdoba (Argentinien) und für Erler/Miedler zu einem weiteren 250er-Event in Marseille (Frankreich), während Thiem nach Norwegens Hauptstadt Oslo fliegt – zu einer hochkarätig besetzten UTS-Veranstaltung (Ultimate Tennis Showdown). Aber im September wird sich die rot-weiß-rote Equipe spätestens wieder vereinigen: „Die Woche hat definitiv allen Spaß gemacht, und es haben auch alle gesagt, dass sie im September wieder dabei sein wollen“, sagte Melzer, der in den letzten Tagen einen „sehr, sehr guten Teamspirit“ feststellte. Erler bekräftigte diese Eindrücke: „Der Davis Cup ist stets etwas Spezielles. Wir sind eine sehr, sehr coole, junge Truppe und halten alle super zusammen. Wir freuen uns schon auf den nächsten Davis Cup im September.“ Schritt für Schritt will man sich wieder unter den Topnationen etablieren, und geht es nach Miedler, stehen die Chancen dafür auch keineswegs schlecht: „Mit dieser Mannschaft brauchen wir uns vor Wenigen verstecken. Ich glaube, die Bereitschaft fürs Team zu spielen, ist von allen da. Wir haben eine super Truppe, wir haben eine Gaude miteinander. Ich hoffe, dass wir uns im September in die Qualifikationsrunde spielen können.“

Im Herbst wartet aufs ÖTV-Team womöglich ein Verlierer der diesjährigen Finalturnier-Qualifikationsrunde. Die Liste der möglichen Kontrahenten umfasst dabei Nationen wie Serbien (Davis-Cup-Champion 2010), Kroatien (Sieger 2015 und 2018), gegen das man im Vorjahr auswärts 1:3 verloren hatte, Ungarn, die Schweiz, Israel, die Ukraine, Taiwan, Schweden, Kasachstan oder Peru. Möglich wäre genauso ein Wiedersehen mit Südkorea (1:3-Auswärtsniederlage 2022) oder Portugal (1:3-Heimniederlage in der Weltgruppe I im September 2023). Sollte Österreich bei der Auslosung gesetzt sein, würden jedoch viele der genannten Nationen als mögliche Gegner wegfallen, sollten diese ebenfalls gesetzt werden. Dann wären in erster Linie Gegner möglich, die genau wie Österreich an diesem Wochenende ihre Begegnungen im Play-off der Weltgruppe I gewonnen haben.

Davis Cup 2024, Play-off der Weltgruppe I in Limerick

Irland – Österreich 0:4

Samstag, 13:00 Uhr MEZ
Michael Agwi – Dominic Thiem 6:7 (6), 3:6
Osgar O’Hoisin – Sebastian Ofner 4:6, 4:6

Sonntag, 12:00 Uhr MEZ
Conor Gannon / David O’Hare – Alexander Erler / Lucas Miedler 1:6, 6:7 (5)
Michael Agwi – Lucas Miedler 3:6, 6:3, 8:10
Osgar O’Hoisin – Dominic Thiem nicht mehr gespielt

| GEPA pictures / Walter Luger

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