Tiroler Tennisverband
Allgemeine Klasse Turniere

Pircher mit 14 Jahren nach irrem Krimi Österreichische Hallenmeisterin

Bei den Herren wird Dennis Novak in Bad Waltersdorf seiner deutlichen Favoritenrolle souverän gerecht.
Verfasst von: Manuel Wachta, 16.11.2024
© ÖTV
Bei der Siegerinnenehrung der Damen, von links nach rechts: Jürgen Roth (ÖTV-Vizepräsident), Sascha Freitag (Organisator), Anna Pircher, Ava Schüller, Johann Fiedler (Bürgermeister der Marktgemeinde Bad Waltersdorf).

Die Österreichischen Hallenmeisterschaften in Bad Waltersdorf und Fürstenfeld (wo bis inklusive Mittwoch ebenfalls gespielt worden war) sind am Samstag zu Mittag mit einem Paukenschlag zu Ende gegangen. Anna Pircher konnte sich mit ihren lediglich 14 Jahren sensationell erstmals den Pokal bei den nationalen Indoor-Titelkämpfen der Allgemeinen Klasse sichern, als wahrscheinlich jüngste Spielerin in der Geschichte des Turniers. Und das nach einem irren Krimi: Die viertgereihte Tirolerin, die in der win2day Bundesliga für den Grazer Park Club (STTV) einläuft, bezwang im Endspiel die topgesetzte, auch erst 18 Jahre alte Niederösterreicherin Ava Schüller nach knapp 2:45-stündigem Kampf mit 4:6, 6:2, 7:6 (5). Dabei wehrte Pircher im dritten Satz nicht weniger als neun Matchbälle ab – gleich zweimal drei am Stück.

Bei den Herren führte der Titel nur über Dennis Novak, und der langjährige, rot-weiß-rote Davis-Cup-Spieler wurde seiner Favoritenrolle auch souverän gerecht. Der topgesetzte Ex-Weltranglisten-85. (in Diensten des amtierenden Bundesliga-Siegers Union Stein&Co Mauthausen, deshalb OÖTV-zugehörig) ließ im niederösterreichischen Finale gegen Peter Goldsteiner (WTV) beim 6:2, 6:2 nichts anbrennen. Auch für den Staatsmeister 2013 und 2020 ist das der erste Triumph bei Österreichischen Hallenmeisterschaften. In allen drei Doppelbewerben hatten sich zuvor die Topgesetzten behauptet – bei den Herren Gregor Ramskogler aus Oberösterreich (NÖTV) und Patrick Ofner (KTV) bzw. bei den Damen Nina Plihal (KTV) und Chiara Semmelmeyer (NÖTV), jeweils am Freitag; der Mixed-Coup war am Donnerstag Claudia Gasparovic (NÖTV) und Alexander Wagner (BTV) geglückt.

ÖTV-Vizepräsident Roth: „Werbung für Tennissport und österreichisches Damentennis“

Pircher gab mit ihrem Erfolg einmal mehr ein großes Versprechen für die Zukunft ab. Wie Schüller, die bereits 2023 erst im Endspiel ihre Titelträume begraben hatte müssen, war sie ohne Satzverlust ins Finale eingezogen. Dieses war nichts für schwache Nerven: „Es war unfassbar, nach neun abgewehrten Matchbällen die Partie zu gewinnen. Ich konnte es selbst nicht fassen und habe im dritten Satz beim Stand von 3:5, 0/40 und 4:5, 0/40 selbst nicht mehr geglaubt, dass ich das Match noch gewinnen könnte. Ich habe jedoch nicht aufgegeben, alles versucht und im Tiebreak direkt meinen ersten Matchball nützen können“, atmete Pircher tief durch. „Ich möchte mich bei meinem ganzen Team herzlich bedanken, das mich die ganze Zeit unterstützt hat.“ Auch Pirchers Trainer und Manager Hannes König strahlte danach: „Ich freue mich nicht nur sehr für Anna, sondern auch für alle ihre Unterstützer – wie etwa Andreas Munk von eTennis, den das Hochwasser heuer schwer getroffen hat. Es ist für uns alle schön, dass Anna dieser Coup gelungen ist.“

Großen Respekt rang Pirchers gemeisterter Thriller auch ÖTV-Vizepräsident Jürgen Roth ab, der am Finaltag persönlich die Sieger:innenehrungen vornahm: „Hut ab vor einer 14-Jährigen, die neun Matchbälle abwehrt, dabei zweimal 0:40 zurückliegt, nie aufgibt, voll weiterspielt, eine total positive Körpersprache hat – und das beste Tennis bei Matchball gegen sich spielt. Für Schüller, die auch sehr brav gespielt hat, ist es natürlich sehr hart gewesen. Als ÖTV-Vizepräsident stimmt es mich allerdings sehr zuversichtlich, wenn ich mir anschaue, was bei den Damen mit 14 und 18 Jahren geboten wurde. Da können wir uns noch auf Vieles freuen und positiv in die Zukunft blicken. Das war ein hochkarätiges Spiel, mit dem besten Niveau zum Schluss im Tiebreak. Auch die Zuschauer:innen haben für eine Megastimmung gesorgt und bei diesem Krimi dann so richtig mitgelebt. Das war Werbung für den Tennissport und fürs österreichische Damentennis.“

| ÖTV

Titel hat Novak „auf österreichischer Erfolgsliste noch gefehlt“

Weit weniger dramatisch ging es bei den Herren zu: In seinen vier Partien gab Novak auf dem Weg zum Titel insgesamt lediglich 16 Games ab. Und in keinem Satz mehr als deren drei. „Der Sieg freut mich natürlich. Das hat mir auf meiner österreichischen Erfolgsliste ja noch gefehlt. Es war eine gute Woche, und das, was ich mir vorgenommen habe, habe ich gut umgesetzt.“ Während das Turnier bei den Damen für Österreichs Topspielerinnen allein schon durch den Billie Jean King Cup Ukraine – Österreich in den USA kein Thema sein konnte, sind viele der besten ÖTV-Herren dieser Tage noch international unterwegs – so war Novak für die Konkurrenz um mindestens eine Nummer zu groß: „Es war, denke ich klar, dass vielleicht nicht die Allerbesten mitspielen werden. Aber mir hat das Turnier heuer gut hineingepasst und ich bin trotzdem sehr zufrieden, wie ich gespielt habe. Und Matches gewinnt man auch immer gerne.“

Zweifel kamen auch im Endspiel nie auf: „Ich habe von Anfang an gut gespielt. Ich kenne ‚Goldi’ (Finalgegner Goldsteiner; Anmerkung) ja auch schon ewig, seit ich mit 15 oder 16 Jahren in die Südstadt gekommen bin. Ich habe heute von Beginn weg ziemlich druckvoll gespielt und gut serviert“, meinte Novak, ehe es für ihn direkt weiter nach Spanien ging, zum ATP-75-Challenger in Montemar in der Provinz Alicante. „Beim Herrenfinale hat sich die Qualität und Klasse von Novak durchgesetzt“, beurteilte ÖTV-Vizepräsident Roth. „Er hat den Ball laut eigener Aussage die ganze Woche super auf dem Schläger gehabt. Und wenn er dieses Selbstvertrauen und diesen guten Touch auch zum ATP-Challenger nach Montemar mitnimmt, dann wird er hoffentlich auch da weit kommen.“ Für die nationalen Titelkämpfe stellte Novak eine erfreuliche Aufwertung dar. Nach diesem hochklassigen Finaltag durfte das Veranstalterteam der Österreichischen Hallenmeisterschaften, rund um Turnierleiter Markus Pingitzer und Organisator Sascha Freitag, auch über die zweite in Bad Waltersdorf ausgetragene Auflage jedenfalls ein positives Fazit ziehen.

© Sportaktivpark Bad Waltersdorf
Das offizielle Plakat zu den Österreichischen Hallenmeisterschaften 2024.

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